Wie vermehrt sich Phaius australis geschlechtlich?

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Die größte Orchidee in Australien ist Phaius australis. Die Blütenstände dieser Phaius können bis zu zwei Meter hoch werden und Blütenstängel mit einen Durchmesser von mehreren Zentimetern aufweisen. Im Durchschnitt zeigt ein Blütenstand um die zehn Blüten, die einen Durchmesser von fünfzehn Zentimetern zeigen. Die stärksten Phaius australis haben mehr als 20 Blüten je Blütenstand!

Interessanterweise kann in der Literatur kein Hinweis darauf gefunden werden, welches Insekt für die Bestäubung von Phaius australis-Blüten in Frage käme. Zwar gibt es Xylocopa-Bienen in Australien, aber niemand konnte bisher belegen, dass eine solche Biene wie bei Phaius tankervilleae ein natürlicher Bestäuber ist. In Assam, Indien, konnte Xylocopa latipes und Xylocopa violacea als natürlicher Bestäuber identifiziert werden.

Der Blütenaufbau von Phaius australis zeigt eine auffällige Besonderheit: Die Abwesenheit eines Rostellums erlaubt es den Pollinien in das Stigma, also die Narbe einzuwachsen.

Normalerweise haben bei Orchideen von den drei Narben nur noch zwei ihre eigentliche Funktion, die dritte ist zu einem Haftorgan, dem Rostellum, umgewandelt. Das Rostellum bildet Klebscheibchen aus, auf denen die gestielten Pollinien, also die Pollenpakete stehen. Das Rostellum verhindert normalerweise, daß die Pollinien in die Narbe einwachsen können und es so zu einer Selbstbefruchtung kommt.

Bei Phaius australis scheint die Selbstbefruchtung ein regelmäßiger Vorgang zu sein. Vermutlich stammt Phaius australis ursprünglich von der in Asien häufig vorkommenden Phaius tankervilleae ab, von der sie sich aber unter anderem durch das Fehlen des Rostellums morphologisch unterscheidet. Bei der Besiedlung von neuen Lebensräumen in Australien könnte sich bei geringem oder gar nicht vorhandenem Vorkommen von natürlichen Bestäubern die Selbstbestäubung als echter Vorteil erwiesen haben, um eine Verbreitung  durch generative, also geschlechtliche Vermehrung mit Hilfe der extrem leichten Samen und des Windes in auch weit entfernte Gebiete zu erreichen. Durch eine rein vegetative Vermehrung ist eine solche Ausbreitung wegen natürlicher Barrieren eingeschränkt.

Systematisch eingeordnet wird Phaius australis unter:

https://prachtorchideen.wordpress.com/2018/05/05/die-systematik-der-gattung-phaius-nach-judi-stone-und-phillip-cribb/